Westlich von Glarus, im Brunnenstübli am Fusse des Vorderglärnisch, entspringen die Quellen des Oberdorf- oder Strengenbaches. Das weiche Wasser dieses Baches war dafür verantwortlich, dass sich fünf Bleichereien an dessen Ufern niederliessen. Zwischen 1850 und 1900 waren in Glarus rund vierzehn Stoff-Druckereien tätig. Mit ihrer Anzahl stieg auch die Zahl der Bleichereien der Druckstoffe, die dafür verantwortlich waren, dass die Textilien hydrophil (saugfähig) wurden. 1863 wurde die Bleicherei Streiff durch David Pabst, Johann Speich und Johann-Heinrich Streiff in Glarus gegründet.
1870
zahlte Johann-Heinrich Streiff seine zwei Mitgründer David Pabst und Johann Speich aus und führte die Bleicherei fortan allein weiter. Seit Gründung spezialisierte er sich auch auf die Stoffdruckerei, insbesondere die Bedruckung von Yasmaskappen („Türkenkappen“) und durchlebte die gesamte Industrialisierung, welche zu dieser Zeit auch im Glarnerland Einzug hielt.
1895
Nach dem Tod von Johann-Heinrich Streiff übernahm sein 23jähriger Sohn Heinrich Streiff die Leitung der Bleicherei.
1913
Der schwere Konkurrenzkampf durch Holland und das Elsass - mit kostengünstigeren Standorten - zwang Heinrich Streiff, frühzeitig auf die anfängliche Stoffdruckerei zu verzichten und sich auf die Gaze- und Verbandstoffbleiche zu spezialisieren. Dieser Neuorientierung zunutze kamen zahlreiche Armeeaufträge zu Zeiten
des ersten und zweiten Weltkriegs. Die Schweiz legte in dieser Zeit einen
grossen Notvorrat an Verbandstoffmaterialien an, welche in eigens dafür
eingerichteten Bergkavernen gelagert wurden.
1938
Beginn der Gipsbinden-Herstellung. Die Bleicherei
Streiff war die erste und 30 Jahre lang die einzige Gipsbinden-Herstellerin der
Schweiz.
1945
Inbetriebnahme der Flockenbleiche, dh. Herstellung
von hydrophiler Baumwollwatte. Einige Jahre später wurde die Produktepalette
durch ein weiteres Standbein, das Entfärben, ergänzt.
1955
verstarb Heinrich Streiff. Sein Sohn Christian
Streiff - in dritter Generation - übernahm die Leitung der Geschäfte der
Bleicherei Streiff.
Er erkannte bald, dass die Bleicherei ohne umfangreiche Neuerungen dem
Stand der Technik nicht mehr genügte. Die bisherigen Maschinen und Einrichtungen waren veraltet und
mussten dringend erneuert würden. Christian Streiff erklärte seinen an der
Bleicherei beteiligten Geschwistern, dass entweder die notwendig gewordenen
Investitionen getätigt werden oder die Bleicherei zu schliessen sei. Die drei
Geschwister stimmten jedoch gegen den Investitionsplan.
1958
Christian Streiff entschied sich im
selben Jahr, seine Geschwister auszuzahlen und Alleineigentümer der Bleicherei
zu werden und die notwendigen Erneuerungen vorzunehmen.
1987
im Alter von 84 Jahren - bat
Christian Streiff seinen Schwiegersohn Victor Steinauer-Streiff, -
Delegierter des Verwaltungsrates - die befristete operative Führung der
Geschäfte der Bleicherei Streiff AG zu übernehmen.
Victor Steinauer-Streiff musste sich gleich den verschiedensten
Herausforderungen stellen. Es stand für ihn bald fest, dass der Betrieb einer
Gewebe-Bleicherei ein Auslaufmodell war.
Die Schweizer Kostenstruktur verunmöglichte es, mit Importen aus Asien und
andern Billiglohnländern mitzuhalten.
Wie konnte man die vorhandene
Substanz der Bleicherei u.a. Bauland-Reserven, Gebäulichkeiten, Wasserrechte,
Kleinkraftwerk am Strengenbach, Gipsbinden-Produktion, Konfektionierung von
Gaze-Binden und Kompressen usw. optimal nutzen?
Er entschied, die Verbandstoffbleiche - bleichen von Gazegeweben - langsam auslaufen
lassen, um Zeit zu gewinnen.
1995
wird unter der Führung von Victor
Steinauer-Streiff auf dem Bleicherei-Areal ein Fabrikations- und Büro-Gebäude
(Neubau 1) erstellt, um u.a. den neuen, raumgreifenden Windelautomaten der Tissitura
AG unterzubringen. Diverse ältere
Gebäudeteile der Bleicherei wurden umgebaut und
für die neuen Unternehmen umgenutzt. Die
Synergien-Nutzung konnte ab diesem Zeitpunkt schon auf einem recht hohen Niveau
betrieben werden.
1997
Dem Geschäftsleiter der Tissitura AG, Philip D. Steinauer, wird auch die Geschäftsleitung der Bleicherei Streiff AG übertragen.
2007
Gemeinsam mit seinen Söhnen erneuert Victor Steinauer-Streiff das eigene
Wasserkraftwerk am Strengenbach vollständig, von der Wasserfassung bis und mit Druckleitung,
Turbinenhaus und Turbine.
Seit jeher wurde in der Bleicherei die Wasserkraft genutzt. Die Francis-Turbine von 1928 wird durch eine moderne, noch leistungsfähigere ersetzt und liefert Tag und Nacht Strom an die Gemeindewerke Glarus. In den folgenden Jahren werden auch die
älteren Gebäude der Bleicherei saniert und in geeignete Lagerräumlichkeiten umgebaut.
2015
Victor Steinauer-Streiff tritt als
Verwaltungsratspräsident der Bleicherei Streiff AG zurück. Der Verwaltungsrat
der Bleicherei Streiff AG in neuer Besetzung:
Philip Steinauer
Frank Steinauer
Mathias Steinauer
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